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New Orleans Kultur

Mafia 3 spielt in der fiktiven Stadt New Bordeaux. Die Inspiration dafür ist New Orleans, eine der interessantesten Städte der USA.
Mardi Gras, perlenbehangene College-Studentinnen, viel Alkohol und vielleicht noch Jazz, auf jeden Fall irgendwas mit Trompeten und Federn und Hurricane Katrina. Das ist das New-Orleans-Klischee, die ausgefallene Party-Zentrale der USA. Tatsächlich ist New Orleans im Bundesstaat Louisiana eine Metropole, die neben New York wie kaum eine andere steht für den kulturellen Schmelztiegel der Vereinigen Staaten, für Unterdrückung von Minderheiten und den Kampf um Bürgerrechte steht.

Schmelztiegel New Orleans

Große Gruppen schwarzer Männer in riesigen, strassbehangenen Federkostümen, die eine Art Kriegsgesang skandieren: Das sind die »Black Indians« (auch: »Mardi Gras Indians«), eine der beeindruckendsten Anblicke während des jährlichen New-Orleans-Karnevals, Mardi Gras. Die Tradition mag für Außenstehende befremdlich wirken. Warum sollten sich auch schließlich erwachsene, schwarze Männer verkleiden wie eine Mischung aus Karnevalsindianer und Las-Vegas-Showgirl? Der Grund ist die nahezu perfekte Illustration der Stadtgeschichte.
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Ein »Mardi Gras Indian« macht sich bereit für die Paradebeispiel.
(Wikipedia – Infrogmation – CC BY-SA 3.0)

Um 1724 – bis zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg dauert es noch 51 Jahre – ist New Orleans fest in französischer Hand. Zu diesem Zeitpunkt besteht die Bevölkerung der Stadt zu einem großen Teil aus versklavten Schwarzen. Aus Furcht vor einem Aufstand verhängen die Stadthalter den »Code Noir«: 54 Paragraphen, die das Zusammenleben von Sklaven und Sklavenhaltern bestimmen. Nur Katholizimus zählt ab dann als erlaubte Religion. Sklaven dürfen nicht einmal Stöcke mit sich führen, sie dürfen sich nicht in Gruppen versammeln und Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen stehen unter schwerer Strafe. Schwarze Sklaven fliehen daraufhin in die Sümpfe um die Stadt und finden Unterschlupf bei den Stämmen der Ureinwohner Louisianas. Über die Jahre vermischen sich die Gruppen, es gibt zahlreiche Nachkommen. Und: Es gibt Aufstände gegen die französischen Kolonialherren, bei denen die Stämme den ehemaligen Sklaven zur Seite stehen. Aus Dankbarkeit ehren bis heute die »Black Indians« diese Gastfreundschaft mit ihren Kostümen.
Eine große Veränderung erfährt die Tradition erst vor kurzem, in den 1970er Jahren. Dann nämlich entsteht der heute so charakteristische Wettkampf der unterschiedlichen Stämme der »Black Indians«, der darauf abzielt den »Hübschesten« der »Mardi Gras Indians« zu bestimmen. Davor wurde Mardi Gras oft als Zeitpunkt für blutige Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden Gruppen genutzt.
Die Kostüme sind eine Verknüpfung von Karnevals-Tradition, dunkler Kolonialgeschichte und Gang-Kämpfen, die Schlachtgesänge eine Ode an die Ureinwohner Louisianas vermischt mit christlich geprägten Gospel-Gesängen. Es sind genau diese unwahrscheinlichen Mischungen, die die Stadt ausmachen und die sich überall in ihrer Geschichte wiederfinden.
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Eine Jazzband marschiert bei der Mardi-Gras-Parade.
(Flickr – Entouriste – CC BY-ND 2.0)

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Eines der typischen Gebäude im touristischen French Quarter.
(Flickr – Denisbin – CC BY-ND 2.0)

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Das Cabildo wurde von spanischen Stadthaltern errichtet, es diente als Regierungssitz und ist jetzt ein Museum.
(Flickr – Reading Tom – CC BY 2.0)

Auch die urbane Architektur ist davon nicht ausgenommen: Zwar erinnert die Altstadt im French Quarter mit seinen engen Gassen, geschwungen Eingängen zu Innenhöfen und den vielen gußeisernen Balkonen und Verzierungen an Pariser Straßen, aber das French Quarter ist vor allem spanisch. Nach dem Siebenjährigen Krieg 1763 wandert New Orleans und Umland aus französischer in spanische Hand. Die spanische Kolonialmacht übernimmt zu diesem Zeitpunkt eine Art Wilden Westen im Sumpf. Es sei ein nasses, Malaria-infiziertes Loch voller Schlangen und Alligatoren, schreibt der französische Priester Pierre François Xavier de Charlevoix 1721 auf seinen Reisen durch die französischen Kolonien. Noch vor der Übernahme der Spanier berichtet der damalige Stadthalter, der Chevalier de Kerlerec, Louis Belcourt, die Stadt sei voll von Schatzsuchern, Abenteurern und anderen Taugenichtsen während seine Truppen von der übelsten Sorte seien. Belcourt wird nach der spanischen Übernahme nach Paris beordert und wegen Veruntreuung von Geldern ins Gefängnis geworfen. Topf. Deckel. Die Spanier hingegen bebauen nicht nur das French Quarter im »französischen« (eigentlich spanischen) Stil, sie errichten auch einige der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt wie das Cabildo, den spanischen Regierungssitz in New Orleans.

New Orleans und die Bürgerrechte

Erst 1803, nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wird New Orleans Teil der Vereinigten Staaten. Auf den Straßen vermischt sich Französisch mit Spanisch und Englisch. Flüchtlinge der Revolution in Haiti landen in der Stadt, ebenso wie die Nachfahren von französischen und spanischen Kolonisten, ehemalige Sklaven sowie die Kinder schwarzer Sklaven und ihrer weißen Sklavenhalter. Louisiana ist der erste Staat der USA mit einem nicht-weißen Governeur. P.B.S. Pinchback, Sohn eines weißen, amerikanischen Offiziers und seiner schwarzen Sklavin, regiert ab 1872 Louisiana. Erst unglaubliche 117 Jahre später, in den 1990ern, wird mit Douglas Wilder in Virginia ein weiterer schwarzer Politiker Governeur. Jazz, die Musik, die entstanden ist aus Sklavenliedern und afrikanischen Tradition, ist der Soundtrack der Stadt und seiner lebendigen Clubkultur. Und trotz der Vielfalt der Bevölkerung, trotz der historischen Pinchback-Regierung ist gerade New Orleans noch bis heute auch ein Symbol für Rassismus, Ungleichheit und den Kampf um Bürgerrechte.
Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, 1868, wird die Sklaverei in Louisiana (wie auch dem Rest der USA) abgeschafft. Das bedeutet aber keine Gleichberechtigung. In New Orleans gilt die Segregation, die strikte Rassentrennung. Schwarze Bürger dürfen keine Polizeibeamten oder Feuerwehrleute sein. Schwarze Kinder dürfen keine öffentlichen Schulen besuchen. Eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Segregation wird 1896 abgewiesen. Noch weit in die 1960er tritt ein Mitglied der rassistischen Terrorgruppe Ku Klux Klan als Bürgermeisterkandidat an. Der wahrscheinlich bekannteste Bürgermeister der Stadt hingegen, deLesseps Story Morrion, kurz »Chep Morrison«, liefert nur Lippenbekenntnisse an die Bürgerrechtsbewegung der 50er. Zwar wird unter Morrison 1950 der erste schwarze Polizeibeamte der Stadt eingestellt, gleichzeitig werden aber auch Nachbarschaften für schwarze Bürger errichtet, die aber nur einen Bruchteil der öffentlichen Gelder für Infrastruktur bekommen. Ghettos unter anderem Namen.
Die Krise, die New Orleans noch bis heute anhängt, ereignet sich dann 1960. Der Oberste Gerichtshof ordnet 1954 im Urteil Brown v. Board of Education of Topeka die Desgregation von Schulen in den USA an. Vor allem öffentliche Schulen sollen integriert werden, also zugänglich gemacht werden für schwarze Schüler. Am 14. November 1960 werden zwei weiße Schulen im Lower Ninth Ward desegregiert. Die vier schwarzen minderjährigen Schüler müssen beim Gang zur Schule von US Marshalls bewacht werden. Eltern weißer Schüler beleidigen sie, es gibt Todesdrohungen. Zwei Tage später bricht ein Aufstand aus. Weiße Eltern nehmen ihre Kinder von der Schule. Zwischen Januar und Mai 1961 ist Ruby Bridges, eine der vier schwarzen Schülerinnen, das einzige Kind an der Frantz Elementary. Es dauert vier Jahre bis die restlichen Schulen in New Orleans desegriert sind. Viel bringt das nicht. Zwischen 1960 und 1970 fällt der weiße Bevölkerungsanteil im Ninth Ward um 77%.
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Ruby Bridges ist eines von vier schwarzen Kindern, die in eine ehemals weiße Schule versetzt werden. Sie braucht Polizeigeleit. Eines der ikonischsten Bilder der Bürgerrechtsbewegung der 50er und 60er.
(Wikipedia – Public Domain)

Und heute? Zumindest an den Schulen könnte es immer noch 1960 sein. Zwischen 2004 und 2005 sind etwa 94% aller Schüler an öffentlichen Schulen in New Orleans Schwarze aus einkommensschwachen Familien. Zwei Drittel dieser Schulen gelten als »akademisch inakzeptabel«. Weiße Eltern schicken ihre Kinder lieber an kostspielige Privatschulen. Hurricane Katrina hat 2005 die Lage noch schlimmer gemacht. Arme, oft schwarze, Familien verlieren durch den Sturm und die Flut ihren Besitz. Zurückzukommen in die wieder renovierte Innenstadt können sich aber nur einkommensstarke Familien leisten. Auch die Fischer von New Orleans verlieren nach und nach ihre Lebensgrundlage. Als 2010 die Ölbohrplattform Deepwater Horizon untergeht und Unmengen Öl in den Golf von Mexiko fließen lässt werden die Fischbestände vor New Orleans verpestet. Ebenso der für die Stadt so wichtige Tourismus leidet darunter. Wer jetzt von New Orleans spricht, der spricht vor allem über wirtschaftliche Ungleichheit, über Gentrifizierung und das Versagen der Bush-Regierung eine der wichtigsten Städte der USA vor Umweltkatastrophen zu bewahren. New Orleans dient als seltsamer, strassbehangener Spiegel der USA, als Stadt in der schon immer große, gesellschaftliche Fragen verhandelt wurden während Jazzbands die Straßen hinuntermarschieren.
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