Vampire, Hexen & Voodoo-Kultisten
New Orleans in Film & Fernsehen
Louisiana schmückt sich mit dem Etikett des gruseligsten Bundesstaates der USA. In New Orleans, der größten Stadt des Landes und Vorlage von New Bordeaux, sind Vampire, Hexen und Voodoo-Kultisten zu Hause. Etliche Filme und Fernsehserien bedienen sich am reichhaltigen Fundus der unheimlichen Mythen des sumpfigen Ortes im Delta des Mississippi Rivers. Welche Filme und Serie auf derlei Legenden zurückgreifen, präsentieren wir euch hier.
“I wanna do bad things with you”:
Vampire in True Blood
Bon Temps ist ein verschlafenes Nest in den Südstaaten der USA. Hier begegnen sich William “Bill” Compton (Stephen Moyer) und Sookie Stackhouse (Anna Paquin). Sie ist Kellnerin und Gedankenleserin, er ein etwa 300 Jahre alter Vampir. Als die beiden sich ineinander verlieben, werden sie nicht nur mit den verächtlichen Blicken ihrer Familien konfrontiert. Auch müssen sie gegen allerhand übernatürliche Wesen und Bekannte von Bill ankommen, die den Bürgern der Kleinstadt an den Hals wollen.
Dass der Vampir-Mythos mittlerweile zu New Orleans gehört wie die Dampfschiffe auf dem Mississippi River, ist der in New Orleans geborenen Schriftstellerin Anne Rice zu verdanken. Durch ihren Roman “Gespräch mit einem Vampir” und die nachfolgenden Werke um den Vampir Lestat de Lioncourt erlangte die Autorin weltweit Bekanntheit und mit ihr New Orleans selbst. Einige Szenen von Neil Jordans Romanverfilmung Interview mit einem Vampir wurden in der Stadt mit den ungewöhnlichen Friedhöfen gedreht. Auch in True Blood ist der Einfluss von Anne Rice unverkennbar: Der fiktive Schauplatz der HBO-Serie Bon Temps weist deutliche Züge von New Orleans auf.
Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu:
Der seltsame Fall des Benjamin Button
Benjamin Buttons Lebensgeschichte stellt unsere Vorstellungskraft auf den Kopf: Im Jahr 1918 kommt Button (Brad Pitt) als Greis auf die Welt und wird mit der Zeit immer jünger. Vom ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart hinein begleiten wir das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes, der seine große Liebe (Cate Blanchett) findet, trauert, jubelt und lernt, welche Dinge im Leben die Zeit überdauern.
Für sein Drama Der seltsame Fall des Benjamin Button wählte Regisseur David Fincher hauptsächlich New Orleans und Umgebung als Kulisse und damit den idealen Schauplatz für diese Geschichte, die nicht von dieser Welt zu stammen scheint. Ein beliebtes Touristen-Ziel ist heute das Nolan House an der 2707 Coliseum St., in dessen vier Wänden Benjamin Button uns im Film an seinem seltsamen Leben teilhaben lässt. Allerdings unterscheidet sich das Drama bei der Wahl des Handlungsortes grundsätzlich von seiner literarischen Vorlage: Die Kurzgeschichte “The Curious Case of Benjamin Button” von F. Scott Fitzgerald beginnt 1860 in Neuengland, die Geschichte des Films aber 1918 in der Stadt in Louisiana.
Sex, Drugs and New Orleans:
Easy Rider
In Dennis Hoppers Road Movie begleiten wir die zwei freiheitsliebenden Biker Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) auf ihrer Reise von Los Angeles nach New Orleans, nachdem sie mit geschmuggeltem Rauschgift ordentlich Kohle gemacht haben. Für uns ist vor allem eine Szene interessant: Als Wyatt und Bill ein Bordell in New Orleans erreichen, nehmen sie zwei Prostituierte auf den Friedhof der Stadt mit. Die Einnahme von LSD beschert den Feiernden einen unvergesslichen psychedelischen Trip, der ihnen die Unheimlichkeiten des Friedhofes offenbart.
Drei Friedhöfe gibt es in New Orleans; sie alle tragen den Namen Saint Louis Cemetery. Die Gräber befinden sich größtenteils in markanten, von der Sonne ausgeblichenen Mausoleen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die sich wie Häuser aneinanderreihen. Kreuze ragen in den Himmel und an Feiertagen werden Kerzen für die Verstorbenen angezündet – die Friedhöfe von New Orleans erscheinen wahrlich wie “cities of the dead”. Die eigenwillige Architektur des Friedhofes lässt den Menschen seit jeher das Blut in den Adern gefrieren und hat allerhand Gruselgeschichten über ruhelose Geister und anderes Gesindel ans Licht der Welt gebracht. Auch prominente Persönlichkeiten finden Obdach in den Städten der Toten: In Saint Louis Cemetry I sind unter anderem die sterblichen Überreste von Marie Laveau, Voodoo-Priesterin und Figur in der Serie American Horror Story: Coven, zu finden. Angeblich liegt sie in der Krypta der Familie Glapion.
Voodoo Children:
American Horror Story: Coven
Die dritte Staffel der Horror-Serie American Horror Story führt uns mitten in einen Hexenzirkel, der in New Orleans seine düsteren Machenschaften treibt. Die Geschichte ist in der Gegenwart angesiedelt: Als die junge Zoe (Taissa Farmiga) zum ersten Mal mit ihrem Freund schläft und dieser an einer Hirnblutung stirbt, muss sie feststellen, dass sie im Besitz von Hexenkräften ist. Die Teenagerin wird dazu gezwungen, nach New Orleans zu ziehen und Teil des Hexenzirkels unter der Leitung der erfahrenen Hexe Cordelia (Sarah Paulson) zu werden. Bald findet sich Zoe in einem unerbittlichen Machtkampf wieder, der zwischen den Zauberinnen des Zirkels waltet.
Neben Hexen ist Voodoo ein zentrales Thema in American Horror Story: Coven. A ls nur eine von vielen afrikanischen spirituellen Praxen entwickelte sich Voodoo in Louisiana in der Zeit des atlantischen Sklavenhandels. Die berühmteste Priesterin der Zunft, Marie Laveau, wurde um 1794 in New Orleans geboren und galt im 19. Jahrhundert als eine der einflussreichsten Personen der Stadt. Zahlreiche Geschichten und Legenden ranken sich um die afroamerikanische “Voodoo Queen”, die das Gelbfieber mit Kräutern heilte und Liebeskranken mit Tränken half. In American Horror Story: Coven wird Marie Laveau von Angela Bassett verkörpert und greift neben Voodoo-Praktiken auf Fähigkeiten wie Telekinese, Transmutation und Gedankenkontrolle zurück. Ebenfalls Teil der Serie ist Papa Legba, gespielt von Lance Reddick. Im haitianischen Voodoo gilt Legba als Heiliger, der Menschen mit der Welt der Geister verbindet.
Unheilvoller Kult: True Detective
Louisiana im Jahr 1955: Die beiden Ermittler Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) werden zu einem Mordfall gerufen. Die zwei ungleichen Detectives finden heraus, dass es sich bei dem Täter um einen Ritualmörder handelt, der bei seinen grausamen Taten auf Voodoo-Praktiken zurückgreift. 17 Jahre später wird der Fall erneut aufgerollt. Cohle und Hart werden darum gebeten, den ungelösten Fall zu reflektieren, weil nun eine ähnlich entstellte Leiche aufgetaucht ist.
In H.P. Lovecrafts Kurzgeschichte “Cthulhus Ruf” macht sich eine Gruppe von Polizisten auf den Weg in die Sümpfe von New Orleans, um einige Siedler zu retten, die von unheimlichen Anhängern des Cthulhu-Kults entführt worden sind. Ausdruck des Lovecraft’schen Horrors ist hier nicht nur die kosmische Gottheit Cthulhu selbst. Die physische und kulturelle Landschaft Louisianas trägt ebenso zum Schrecken bei: In “Cthulhus Ruf” kämpfen sich die Polizisten durch grässliche Wurzeln und Schlingen, bis sie schließlich in ein Voodoo-Ritual geraten. Die Parallelen von Lovecrafts Kurzgeschichte und True Detective sind offensichtlich. Die düstere Serie greift auf einen ähnlichen Horror zurück, den jene Landschaft Louisianas ausstrahlt: Auch Cohle und Hart finden sich zu Beginn der Serie auf einem verwilderten, mit dürren Bäumen bestückten Feld wieder und erblicken schließlich die Leiche der Prostituierten Dora Lang, die offenbar das Opfer eines Voodoo-Mordes geworden ist.
Neben True Detective und American Horror Story: Coven greifen etliche weitere Titel das Voodoo-Thema auf: In Ron Clements Animationsfilm Küss den Frosch beispielsweise gerät Prinz Naveen in die Fänge des Voodoo-Zauberers Dr. Facilier. Iain Softleys Horrorfilm Der verbotene Schlüssel entführt uns hingegen in die Welt des Hoodoo, eine vom Voodoo beeinflusste religiöse Lehre, die in den ländlichen Gegenden der Südstaaten der USA entstand.
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