Wie mich Mafia 3 zu einem Auto-Liebhaber werden lässt
Bevor ich in diesen Text abtauche und euch erläutere, warum es gerade die Autos sind, auf die ich mich in Mafia 3 besonders freue, sollte ich mutig sein und eine Kleinigkeit beichten: Ich kann mit Autos nichts anfangen. Ich bin drei Mal durch meine praktische Führerscheinprüfung gefallen und könnte einen Audi A5 nicht von einem 5er BMW unterscheiden. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann finde Autofahren sogar ziemlich langweilig.
Was sich durch meine Lebensrealität zieht, sieht in meiner Videospielkarriere hingegen etwas anders aus. Ich habe unzählige Rennsimulationen gespielt, planlose Tuning-Maßnahmen durchgeführt und habe mir in Open World-Titel stets jedes Fahrzeug unter den Nagel gerissen, das mir unter die Augen kam. Aber auch trotz dieser Überversorgung an Auto-Content ist der Funke nie so recht übergesprungen.
In erster Linie liegt das wohl daran, dass mich der Motorsport nicht reizt. Das Auto als Sportgerät zu sehen, das sich in Geschwindigkeit und Leistung messen lässt, finde ich eher dröge. Wenn ich in der Gran Turismo-Reihe meine Start-Credits ausgeben durfte, habe ich mich immer über gebrauchte Serienwagen gefreut, von polierten Sportwagen aber Abstand genommen. Überhaupt lässt mich der Hang zur Perfektion kalt, wenn es um Bestzeiten oder Hubraum geht.
Mit Vollgas in die Vergangenheit
Und dennoch kann ich es kaum erwarten, durch Mafia 3 zu spazieren und die Straßenkreuzer ins Auge zu fassen, die durch das New Orleans der 1960er Jahre streifen. Zwar greift Mafia 3 nicht auf die Lizenzen der zeitgenössischen Wagen zurück und verbleibt somit im fiktiven Setting von New Bordeaux, dennoch wurden die Autos dem Zeitgeist angepasst, den die Entwickler von Hangar 13 einfangen wollen.
Und hier kommt mir der historische Ansatz von Mafia 3 entgegen. Wie schon in den Vorgängern ist die authentische Spielwelt der Kern der Erfahrung und die Autos der Mafia-Reihe waren schon immer Teil der erzählten Welt. In New Bordeaux erwarten mich keine leistungsoptimierten Flitzer, die schon im Windkanal geprüft wurden, sondern ganz alltägliche Fahrzeuge, die in erster Linie funktional sein sollten.
Wie fühlte es sich in den 1960er Jahren an, durch den Berufsverkehr zu fahren? Wie sahen die Straßen aus, wenn sie zur Stoßzeit von überlangen Limousinen mit Heckflossen dominiert werden? Was ist mit dem Fahrgefühl der Oldtimer, die es zur damaligen Zeit natürlich auch gab und die aus heutiger Sicht fast antik scheinen? Ich liebe es, wenn wir Autos etwas über die Menschen sagen können, die sie gefahren haben und genau das scheine ich bei Mafia 3 zu finden.
Die Entwickler unterstützen diese Lesart mit der integrierten Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Fahr-Modi zu wechseln. Natürlich können wir einfach mit Arcade-Stil über den Asphalt brettern und in Rekordzeit die Objectives erfüllen. Aber ich darf eben auch auf »Simulation« schalten und spüren, wie das Heck in den Kurven fast den Bordstein abräumt und einfach alles etwas behäbiger auf meine Fahrkünste reagiert.
Vom Fahr- zum Lebensgefühl
Ja, natürlich gab es auch schon in den 1960er Jahren Sportwagen und Muscle Cars, die trotz fehlender Technik der Moderne auf brachiale Pferdestärken setzen. Wer in Mafia 3 einfach nur schnell von A nach B kommen möchte und halsbrecherische Verfolgungsjagden erwartet, wird auf jeden Fall bedient. Aber es wird eben auch eine Alternative geboten und auf jeden Reifen, der auf dem Asphalt durchdreht, kommt auch ein Lastwagen, der beim besten Willen nicht über die 50 km/h hinauskommt.
Mafia 3 lässt mich auf eine Entschleunigung hoffen, die mich in der Vergangenheit hat verstehen lassen, warum Menschen in Autos mehr sehen können als bloße Werkzeuge zur Fortbewegung. So wie ich erahnen kann, wie es für meine Eltern gewesen sein muss, mit einem Trabant an die Ostsee zu fahren, so will ich erahnen, wie sich die fiktive Lebensrealität in New Bordeaux angefühlt hat. Mit diesen Versprechungen klemme ich mich gern hinter das Lenkrad.